Digitalisierung der Schulen begrenzen

ID: 532
Erstellt von boene am 20.01.2019 um 21:33 Uhr
Schule und Bildung

In Zeiten, in denen das Leben insbesondere der jüngeren Jahrgänge durch die allgegenwärtige Digitalisierung des Lebens immer stärker geprägt ist, sollten Schulen keine Orte sein, an denen dieser Prozess noch beschleunigt wird und die fraglichen Nebenwirkungen der durchdigitalisierten Gesellschaft somit verstärkt werden. Sicher, dürfen Schulen sich der real stattfindenden Entwicklung nicht verweigern. Sie sollen die Heranwachsenden dabei unterstützen, diese bewusst und nicht vollkommen unkritisch zu benutzen. Dazu gehört aus meiner Sicht insbesondere eine aufklärende Funktion.
Dabei muss auch stark nach dem Alter differenziert werden. Meiner Ansicht nach, ist im Grundschulalter kein staatlich geförderter Zugang zu digitalen Medien erforderlich.

Kommentare (12)

Myon

ID: 3.176 27.01.2019 23:43

Bedauerlicherweise legt der derzeitige Bildungsplan mit der vom Landesmedienzentrum entwickelten "Medienkunde" mehr Wert auf "mit der Digitalisierung klarkommen" und "Bedienerkompetenzen", weniger auf "mit der Digitalisierung mündig umgehen" und "Handlungskompetenzen mit Durchblick".

Wenn es also hierzulande rückschrittlicherweise darum gehen soll, geübte Smartphone-Wischer und Alexa-Kommanditisten auszubilden, die effektiv online shoppen lernen und ihr Leben möglichst digital in kommerziellen Netzwerken ausbreiten, dann braucht es eine andere Schulausstattung als für die Ausbildung von Programmier- und Mediengestaltungs-Fähigkeiten, die auch kritisch und hygienisch mit den Grenzen der Digitalisierung umgehen können.

Letzteres braucht auch eine anderen Form der Lehrer-Fortbildung, bei der die Stadt nur Hilfe zur Selbsthilfe geben kann. Hierdurch kann ein kommunales Bildungswesen die interessierten Lehrenden genauso unterstützen wie alle Erwachsenen, die "lebensbegleitendes immer weiter Lernen" leben.

Ich unterstütze diesen Vorschlag in dem Sinne einer gut reflektierten Begrenzung der Ziele einer Schuldigitalisierung auf das, was hilfreich ist für die Lehrkräfte zur Vermittlung dessen, was wir brauchen, um in einer Informationsgesellschaft selbstbestimmt zu überleben, in der das Wort "Digitalisierung" längst gekapert wurde durch Interessengruppen, die gar zu gerne Schulen beliefern und Bildungspläne diktieren würden.

Dazu ist es wichtig, den Pädagogen gut zuzuhören, die hierfür in Freiburg didaktische Konzepte entwickeln. Einfach die "Musterlösungen des Landes" zu finanzieren reicht nicht aus, solange das Land ihre Auffassung von "Medienkunde" nicht reformiert hat.

Michael Veeser-Dombrowski

ID: 3.082 27.01.2019 19:01

"Digitalisierung" ist ein riesiger Begriff und wird sehr unterschiedlich verwendet.

Dass die Stadt - als Schulträger - eine den modernen gesellschaftlichen Bedingungen entsprechende Ausstattung der Schulen bereitstellen muss, wird gerne immer wieder betont.

Ich bin selbst als Lehrer in beruflichen Schulen tätig und schätze es, wenn meine Arbeitsmittel funktionieren und meine Schülerinnen und Schüler Zugang zu funktionierenden Geräten haben. Das kostet dann auch Geld für Investitionen und Arbeitszeit für passende Unterrichts- und Medienkonzepte.

Andererseits warne ich vor dem Missverständnis, mit leistungsfähigen WLAN-Netzen und vielen, modernen Computern wäre die Herausforderung schon geschafft. Das ist eine notwendige Bedingung für sinnvolle Medien-Erziehung und -Bildung.

Und damit sind wir bei einem Punkt, den die Stadt nicht direkt beeinflussen können wird: Wer Medienkompetenzen fördern möchte, wird bei der Haltung und den Kompetenzen der Lehrkräfte ansetzen müssen. Die sind vom Land oder den freuen Schulträgern angestellt und an die Bildungspläne gebunden.

Daniel Defoe

ID: 2.799 26.01.2019 09:54

sehe ich auch so. dennoch ist das alles politisch gewollt und wird wohl kaum zu bremsen sein. ihr anliegen finde ich aber von der sache her richtig.

Bitzi

ID: 2.605 25.01.2019 08:08

Die von der Stadtverwaltung in Angriff genommene Digitalisierung führt keineswegs zur gewünschten "Medienkompetenz", sondern zu digitalem Grundrauschen mit der wesentlichen Gefahr didaktischen Abschweifens. Punktuell gibt es für digitale Produkte sinnvolle Anwendungen, in der Breite ist Lernen mühsam - und weitgehend analog. Deswegen benötigt es höchstens einen sehr schmalen, gezielten Ausbau einzelner digitaler Projekte

Moderation

Kommentar der Moderation
ID: 2.000 21.01.2019 21:04

Hallo boene,
wir haben Ihren Vorschlag an das zuständige Amt für Schule und Bildung weitergeleitet und folgende Antwort erhalten:

Die Stadt als Schulträgerin entscheidet nicht darüber, ob und in welchem Umfang der Umgang und die Benutzung digitaler Medien Gegenstand von Unterricht in den Schulen ist. In allen Altersstufen, von der Grundschule bis in die beruflichen Schulen, regelt diese das Land Baden-Württemberg durch seine Bildungspläne. Die Stadt als Schulträgerin ist gesetzlich dazu verpflichtet, eine schulische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, die die Umsetzung der Lerninhalte der Bildungspläne ermöglicht.

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Moderation

Kommentar der Moderation
ID: 3.203 30.01.2019 14:23

Hallo Biodiversität,
hier die Rückmeldung aus dem Amt für Schule und Bildung:

Die Stadt Freiburg hat die Planungen zur Umsetzung der Digitalisierung aller Freiburger Schulen begonnen und bis zur Projektreife weiterentwickelt, unabhängig von konkreten und tatsächlichen Zusagen von Bund und Land, den Kommunen dafür Fördermittel zur Verfügung zu stellen. Für die Stadt Freiburg war es eine selbstverständliche Aufgabe, in den Schulen eine zukunftsfähige Infrastruktur zu schaffen, die auch digital unterstütztes Lernen und Arbeiten aller in den Schulen ermöglicht.

Im Zuge der öffentlichen politischen Debatte der zurückliegenden Jahre über die Bedeutung der Digitalisierung für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung haben dann sowohl der Bund als auch das Land Baden-Württemberg ihre Mitverantwortung für die Modernisierung der Infrastruktur im Bildungsbereich unterstrichen und Entscheidungen zur Förderung dieser insgesamt zwar notwendigen aber auch sehr kostenintensiven Investition getroffen.

Mehr zur Digitalisierung der Freiburger Schulen unter https://mitmachen.freiburg.de/ecm-politik/stadtfreiburg/de/flexPrjList/51987/project/25

Paul

ID: 1.928 21.01.2019 15:44

Mit Verlaub, aber das ist Quatsch.
Die Digitalisierung ist Tatsache, egal was wir davon halten. Schulen MÜSSEN die Schüler*innen darauf vorbereiten. Deswegen brauchen wir mehr Digitalisierung in den Schulen.

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Anna Julia

ID: 2.716 25.01.2019 18:34

Ja, ich stimme Paul hier zu.
Unsere Kinder leben nun mal im digitalen Zeitalter und mit workbooks aus den 80ern werden wir sie nicht adäquat auf die Tätigkeitsfelder vorbereiten können, die sie eines Tages übernehmen sollen. Auch wenn die Digitalisierung manchem noch Bauchschmerzen bereitet, stellen die Nutzung von CAD-Programmen und das Erlernen von Programmiersprachen fundamentale Bildungsinhalte dar, die in der Schule von gestern noch viel zu wenig Berücksichtigung finden. Trial and error war gestern, morgen wird simuliert. Hier dürfen wir nicht emotional oder nostalgisch agieren. Denn unsere Kinder müssen für ihre Zeit der Erwerbstätigkeit vorbereitet werden, nicht für die unsere - und die Anforderungen liegen da so weit auseinander wie noch nie.

Martha

ID: 1.895 21.01.2019 12:24

Speziell im Grundschulalter sollte ein Lernen und Lehren im direkten zwischenmenschlichen Umgang miteinander gepflegt werden !!