Induktionsschleifen in allen öffentlichen Gebäuden

ID: 230
Erstellt von Moderation digital.freiburg am 29.10.2018 um 15:31 Uhr
Lebenswelten, Gesundheit, Familie Bildung, Wissenschaft, Kultur

In allen öffentlichen Veranstaltungsräumen werden Induktionsschleifen installiert.
[Vorschlag aus dem Workshop zur Inklusion]

Mein Vorschlag wäre...

Audiosignale wie Musik oder Redebeiträge in Veranstaltungsräumen werden für schwerhörige Personen gut hörbar.

Kommentare (3)

Mero

ID: 7 06.11.2018 18:44

Die Hörbehinderten sind inzwischen hier die größte Behindertengruppe, vor allem bei den Jugendlichen.

Als Gruppe treten sie nicht so sehr in Erscheinung, denn Hörverluste sind häufiger als bei anderen Behinderungen mit heftigen Schamgefühlen verbunden. Darum werden gern (meist eher spät) sehr teuere, fast unsichtbare Hörgeräte gekauft (von denen, die es sich leisten können). Viele begeben sich auf einen stillen Leidensweg der Verdrängung und Verheimlichung.

Das schöne an der Induktionsschleifen-Technik ist, dass sie mit den einfachsten (Kassen-)Hörgeräten am besten funktioniert. Als Hörbehinderte brauche ich eben keine teuere WLAN-Bluetooth-LTE Technologie, die rasant den Akku leer saugt, sondern nur eine billige Kupferspule. Die hat eine gewisse Größe sollte darum selbstbewusst getragen werden. Bei den teuren Mini.Hörgeräten kann die Spule tw. dazu gebucht werden, trägt aber etwas mehr auf.

Aus Sicht der Stadt sind Induktionsschleifen der einzige technologische Standard, bei dem man sich nicht auf einen Lieferanten festlegen muss, bei dem dann auch die Behinderten alle Kunde werden müssten.

Im Freiburger Umland finden sich einzelne Kommunen, wo die Anzahl der ( DIN 60118-4 konformen) Schleifen schnell wächst, meist deshalb, weil Barrierefreiheit bei Gebäudesanierung und Neubau von Anfang nicht nur als Rollstuhl-Rampe etc. sondern auch akustisch verstanden wurde.

Je mehr Hörbehinderte an einzelnen gut versorgten Orten erleben, wie die Stimme des entfernten Redners plötzlich ganz nah an ihrem Ohr erklingt ohne akustische Umweltverschmutzung, desto mehr setzen sich auch dafür ein, dass es mehr solche Orte geben sollte.

Zwei Beispiele aus der BZ:
http://www.badische-zeitung.de/staufen/klang-in-eine-stille-welt-bringen--154658159.html
http://www.badische-zeitung.de/kippenheim/besser-hoeren-in-der-predigt--135626948.html

Wer sich da kundig machen will, sollte zuerst mal den Behindertenverbänden zuhören.
http://www.fag-miteinander-leben.de/karte_ih.html
https://www.vdh-freiburg.de/induktives-hoeren/

An die Hörgeräte-Akustiker unter den Mitlesenden richte ich den Appell, im Beratungsgespräch künftig nicht mehr "Gehen Sie häufig in die Kirche?" zu fragen, wenn Sie den Bedarf für eine T-Spule abfragen wollen. Ihre Kundschaft weiß es nämlich meist nicht, dass Sie mit "Kirche" eigentlich den "mit induktiven Hörschleifen ausgestatteten öffentlichen Raum" meinen.
Gegenüber jugendlichen Hörbehinderten sollte die Abfrage eher lauten: "Willst Du das Hörgerät mit Standard-Interface für drahtlosen Empfang?"

Angesichts von über 20% hörbehinderter Jugendlicher wünsche ich mir, dass ein Hörgerät demnächst mal genauso stolz und offen getragen werden kann wie eine Brille. Und "Hörschleife im Boden + T-Spule im Ohr", das ist die gleiche fancy Technik wie das drahtlose Aufladen Deines Smartphone-Akkus. Eigentlich ne geile Sache, die nur dann zu teuer wird, wenn $Planer erst nach dem Abschluss der Baumaßnahme auf den Trichter kommt, wie Inklusion heute funktionieren sollte.