Zwei Trends haben Gärtner in den letzten Jahren in Freiburg bewegt:
- Urban Gardening blühte an verschiedenen Orten, z.B. vor dem Theater.
- Kleingärten verschwanden und wurden nicht adäquat ersetzt, z.B. in den Gutleutmatten.
Beide Trends kann man positiv sehen (mehr Wohnraum!). Mit den Kleingärten verschwanden aber auch Identifikationspunkte. Außerdem können Schrebergärten für Einkommensschwache sehr wichtig sein. Gleichzeitig zeigte sich auch das Bedürfnis großer Teile der Stadt an Gartenflächen. Dies sollte gefördert werden:
1) Umwandlung von Wald und Landwirtschaft in Kleingärten und Flächen für Urban Gardening
2) Verteilung der Kleingärten, sowohl nach "zufälligen" Kriterien, als auch nach sozialen Kriterien. Zum Beispiel kann ein Drittel der Gärten an Einkommensschwache oder Familien, ein Drittel an Projekte mit mehreren Beteiligten und ein Drittel "frei" vergeben werden. "Projekte" können beispielsweise Lernprojekte, Freundeskreise oder auch Schulklassen sein.
3) Vergabe der Hälfte der Kleingärten mit einem Rotationsprinzip von 5 oder 10 Jahren.
4) Priorität von Wohnraum vor Gärten - gleichzeitig Gärten in der Nähe von Wohnraum
Natürlich ist dieser Vorschlag offen für Diskussion und noch längst nicht ausgegoren, bitteschön.
Sehr_Gerne
Wald wird gemeinhin als heilige Kuh angesehen. Rechtlich bieten sich schon durchaus Möglichkeiten Forst in Siedlungsgebiet zu ändern. Dabei bietet gerade modernes mit vielfältigem Grün durchsetztes Siedlungsgebiet eine höhere Biodiversität als ein Monokultur-Forst. Biodiversität bemißt sich auch nicht nur in der Zahl der Baumarten, sondern gerade auch an spezialisierten Gräsern, Moosen, Insekten, Vögeln. Dies sieht man nur nicht auf den ersten Blick.
Theo
Umwandlung von Wald fände ich nicht angebracht und ist rechtlich sicher auch nicht möglich!
Annabe
Wichtig sind vor allem wohnungsnahe Gärten in den Stadtteilen, die schnell und fußläufig erreichbar sind. Es gäbe auch noch Potenzial für MieterInnengärten anstelle von Abstandsgrün zwischen Wohnblöcken, auch solchen der Stadtbau und der Wohnungsgenossenschaften. Zudem sollten die in der Stadt noch bestehenden Gartenflächen unbedingt erhalten bleiben.
Das Rotationsprinzip für Kleingärten finde ich nicht sinnvoll. Das würde nur bei reinen Freizeitgärten funktionieren, als die Klein-/Schrebergärten ja gerade nicht als gedacht sind, sondern sie sollen vor allem der Selbstversorgung dienen. Es dauert viele Jahre, Beete fruchtbar zu machen und bis Obstbäume und -sträucher Ertrag bringen. Das setzt langfristige Perspektiven voraus.
Folkmar
Der Meinung von Annabe kann ich mich voll anschließen. Wer will denn einen Obstbaum in einem Mietergarten pflanzen, der erst dann richtig Früchte tragen wird, wenn rotiert wird?
AnneR
Warum immer in die Fläche gehen? Vertikale Gartenideen gibt es viele, doch dazu benötigt man/frau Phantasie. Interessanter als Kleingärten oder 'urban gardening' finde ich die Idee des Gemeinschaftsgartens.
Sehr_Gerne
Vertikale Gärten sind super. Würde mir entsprechende Neubauten wünschen. Wo wird demnächst (hoch) gebaut?
Stadthalle1
Die Grünflächen vor der Stadthalle könnten z.B. Kleingärten werden!
Karin
Das Problem mit den Kleingärten ist, dass sie meist sehr "ordentlich" sind und keinen Lebensraum für Insekten bieten, sondern eher dazu beitragen, sie zu vernichten.
Moderation
Kommentar der ModerationHallo Sehr_Gerne,
im vergangenen Oktober hat der Gemeinderat ein neues Konzept zu Gärten in Freiburg beschlossen, das den bisher gültigen Kleingartenentwicklungsplan aus dem Jahr 2005 ablösen und weiterentwickeln soll.
Mit dem neuen Konzept sollen vor allem unterschiedliche Gartenformen auf öffentlichen Flächen gefördert werden. Das Konzept berücksichtigt aber auch die klassischen Kleingärten und schlägt Möglichkeiten für deren Weiterentwicklung vor.
Weitere Infos und die Gemeinderats-Drucksache gibt es in der Rubrik "Aktuelles aus dem Gemeinderat" unter Punkt 16: www.freiburg.de/pb/,Lde/1299394.html, in der Amtsblatt-Ausgabe Nr. 729: www.freiburg.de/amtsblatt oder hier: www.freiburg.de/gaertnern
Sehr_Gerne
Vielen Dank für den Hinweis. Das Konzept bietet in der Tat positive Ansätze und viele Aspekte dieses Vorschlags.
Die Frage aber bleibt: wo werden konkret neue Gärten geschaffen?
Momentan gilt es Landwirtschaft und Wald in Garten zu verwandeln. Hier muß die Stadt mehr Initiative zeigen.
Macgala
Urban Gardening finde ich toll! Ich frage mich, ob im neuen Stadtteil Dietenbach Dachgärten vorgesehen sind? Als einkommensschwache Rentnerin würde ich gerne eigenen Salat anpflanzen und beim Gärtnern meine Zeit mit Mitmenschen verbringen. Wir brauchen dringend Freiräume in der Stadt, in der Menschen ohne Geld & Konsumzwang zusammen kommen können. Ein Dachgarten wäre ideal dafür!
Morgenistheutegestern
Kleingärten ja - Örbengardening nein. Ich seh's hie und da, was aus solchen Beeten nach kurzer Zeit der Begeisterung geworden ist. Auch die Fläche vor dem Theater war eher Schande, denn Schmuck.
Karin
Mir hat der Urban-Garten vor dem Theater besser gefallen, als die aufgeräumte, ordentliche, lebensfeindliche Fläche, die dort jetzt wieder hergestellt wurde.
Folkmar
Ich habe auch festgestellt, dass Kleingärten in Freiburg zunehmend unter die Räder kommen - ersatzlos. Gerade in verdichteten Wohngebieten brauchen die Stadtmenschen eine grüne Lunge. Kleingärten sind gefragt, einige haben Wartelisten. Und was soll das Gerede von regionaler Versorgung, wenn die Freiburger und Freiburgerinnen nicht die Möglichkeit haben, sich teilweise selbst zu versorgen? Eigenes schmeckt auch einfach besser und braucht nicht in Plastik verpackt gekauft werden. Also auch beim Flächennutzungsplan darauf achten, dass wohnortnah möglichst bedarfsgerecht genügend Kleingartenanlagen vorgesehen werden.