Einheitliche Finanzierung der Schulsozialarbeit für alle Freiburger Schülerinnen und Schüler

ID: 549
Erstellt von A_Hochsprung am 22.01.2019 um 08:12 Uhr
Schule und Bildung

Aktuell erhalten staatlich anerkannte Ersatzschulen in Freier Trägerschaft keine städtischen Zuschüsse zur Schulsozialarbeit, die immer wichtiger wird. Dies stellt eine Ungleichbehandlung dar, von der viele Freiburger Schülerinnen und Schüler betroffen sind, u.a. die Schülerinnen und Schüler von St. Ursula Gymnasium, Paula Fürst, Angell, Freie Christliche Schule und des Evangelischen Montessori Schulhaus.

Begründung:
Der Schulsozialarbeit kommt immer mehr Bedeutung zu. Einige Gründe dafür führt z.B. Prof. Peter-Christian Kunkel von der Verwaltungshochschule Kehl in einer Expertise der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft („Gesetzliche Verankerung von Schulsozialarbeit“) auf:
• von der Schule wahrgenommene Sozialisationsdefizite der Familie,
• volle Berufstätigkeit beider Elternteile kann dazu führen, dass die Erziehung „outgesourct“ wird,
• mehr als die Hälfte aller Schulen sind inzwischen Ganztagsschulen und damit zum „Lebensort Schule“ geworden,
• die hohe Rate der Verhaltensauffälligkeiten
• der Anstieg gesundheitlicher Belastungen bei Kindern im Schulalter
• erhöhte Leistungsanforderungen der Schule und an die Schule
• die Beschleunigung schulischer Ausbildung, die schon mit der frühen Einschulung ab 5 Jahren beginnen und mit dem Abitur im Alter von 17Jahren enden kann; die „beschleunigte Bildungsbiografie“ ist vor allem bei Kindern aus bildungsfernen Schichten festzustellen
• Schulabsentismus
• der Zugang zu beruflicher Ausbildung ist vornehmlich bei Schülern mit sogenanntem Migrationshintergrund erschwert
• unkontrollierter Gebrauch des Internet
• Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Rechtsradikalismus, Kriminalität und Drogenhandel an vielen Schulen
• dramatische Ereignisse an Schulen wie in Erfurt und Winnenden
• die neue Herausforderung der schulischen Integration der Flüchtlingskinder.

Schulen in Freier Trägerschaft erhalten Landeszuschüsse. Diese decken einen Großteil der Kosten ab, der Rest wird aus Elternbeiträgen bestritten. Die Berechnung der Landeszuschüsse erfolgt nach dem sogenannten Bruttokostenmodell, dies bezieht viele der entstehenden Kosten ein (Gehälter, Raumkosten etc.), allerdings nicht die Schulsozialarbeit, die lt. Prof. Kunkel in keinem Schulgesetz geregelt ist.

Daher wird die Schulsozialarbeit an öffentlichen Schulen von den Kommunen bezuschusst. In Freiburg erhalten die Schulen in Freier Trägerschaft dafür keine Zuschüsse. Auch an diesen Schulen ist Schulsozialarbeit notwendig.
Die Stadt Freiburg sollte sich hier für alle Schülerinnen und Schüler Freiburgs verantwortlich zeigen, nicht nur für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die öffentliche Schulen besuchen.

Kommentare (28)

Jascha

ID: 2.968 27.01.2019 11:23

Ich bin überascht, dass private Schulen bisher hinsichtlich Zuschüssen von der Schulsozialarbeit ausgeschlossen sind und unterstütze daher den Antrag, dass künftig kein Unterschied zwischen Schülern staatlicher und privater Schulen gemacht wird.

Ann

ID: 2.838 26.01.2019 13:40

Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio, Richter am Bundesverfassungsgericht, schrieb im November 2018 in einem Aufsatz mit dem Titel Staatliche Infrastrukturverantwortung für das Lehrpersonal freier Schulen „das Bundesverfassungsgericht verlangt, dass bei einer fortlaufenden Verschärfung der Gleichwertigkeitsanforderungen (etwa durch Hebung des Standards schulischer Einrichtungen oder durch die stete Verbesserung der Lehrerbesoldung), denen sich die privaten Ersatzschulen anpassen müssen, solche Anforderungen nicht zu einer Benachteiligung der freien Schulen führen dürfen und, falls doch, solche Nachteile gegebenenfalls zu kompensieren sind. ... das bedeutet, dass nicht nur die finanzielle Ausstattung der Privatschulen ein Teil der staatlichen Schutzpflicht ist, sondern ebenso die personellen und fachlichen Rahmenbedingungen, die erforderlich sind, damit die Privatinitiative sich genau dort verwirklichen kann, wo es in einer Schule nun einmal darauf ankommt, nämlich in einem qualifizierten UNterricht durch motivierte und kompetente Lehrkräfte.“ Dies gilt letztlich natürlich auch für alle Ebenen wie Schulsozialarbeit, Ausstattung, Digitalisierung, Ganztagsbetrieb, Mensabetrieb und vieles mehr. Wenn man also die lobenswerten Investitionen der Stadt Freiburg in die öffentlichen Schulen betrachtet wird klar, dass hierbei kein völliges Ungleichgewicht entstehen darf. Privatschulen müssen unterstützt werden, damit sie chancengleich auftreten können, denn ihre Existenz ist „eine wichtige Vorraussetzung für eine Chancengleichheit, plurale und freie Gesellschaft“ im Sinne der Verfassung.

NT

ID: 2.727 25.01.2019 19:36

In allen Schulen, ob staatliche oder private, sollte die Schulsozialarbeit gleichermaßen gefördert werden. Die Stadtverwaltung sollte anerkennen, dass, im teuren Freiburg, lebende Eltern, es dennoch auf sich nehmen, ihrem Kind die Bildung an privaten Einrichtung zu finanzieren. Wäre dies nicht der Fall, würden die staatlichen Schulen aus allen Nähten platzen und noch mehr Unterricht ausfallen.

Annette

ID: 2.723 25.01.2019 18:55

@ Clemens 22.01.2019 10:30
Sie schätzen die Lage falsch ein.
Privatschulen sind (in der Regel) keine Eliteschulen. Sie ergänzen das Angebot an staatlicher Schulbildung. Auf Grund besonderer Ansätze oder gelebten Wertesysteme sprechen Sie bestimmte Bevölkerunsgruppen in besonderm Maße an. Damit die Freiheit der Schulwahl für die Elternschaft gewahrt bleibt, hat das Land Baden Württemberg gesetzlich geregelt, dass die Beiträge zu Privatschulen bewußt niedrig gehalten werden können, damit alle die Möglichkeit haben eine Schule nach Wahl zu besuchen.
Da dem so ist, muss es auch für die Stadt Freiburg möglich sein, den Schulen in privater Trägerschaft entsprechende Förderung im Sinne der Gleichbehandlung zukommen zu lassen.

GH

ID: 2.628 25.01.2019 11:18

Die Ungleichbehandlung ist nicht nachvollziehbar.
Vor allem in Ganztageschulen, die Inklusion leben, unverzichtbar!

B.B.

ID: 2.387 23.01.2019 20:42

Dass sich die Stadt an den Kosten der Schulsozialarbeit privater Schulen beteiligt, ist längst überfällig. Schließlich kommen die Leistungen und das Engagement privater Schulen auch der Allgemeinheit zugute.

Lotte

ID: 2.385 23.01.2019 20:35

es kann und darf an dieser Stelle keinen Unterschied für die Schülerschaft bestehen, egal auf welche Schule Sie gehen

Prof

ID: 2.358 23.01.2019 18:06

Wo Schule Lebensraum sein soll darf die Schulsozialarbeit einer Schule in freier Trägerschaft nicht benachteiligt werden. Die Beziehung zur Erziehung kann nicht alleine durch die Lehrer, Hausmeister und Mensamitarbeiter wachsen und erfolgen.
In Leipzig werden z.B. auch sieben Schulen in freier Trägerschaft durch Land und Stadt bei der Sozialarbeit unterstützt.
https://www.leipzig.de/news/news/ausschreibung-zur-etablierung-von-schulsozialarbeit-in-freier-traegerschaft-an-sieben-leipziger-schul/
Dass dies notwendig ist liegt auf der Hand: Viele Schüler kommen ja gerade aufgrund der Empfehlung von Therapeuten an die Schulen freier Trägerschaft, die sich ja auch tendenziell durch individuelleres Arbeiten auszeichnen. Das sollte auf diese Art auch finanziell mehr gewürdigt werden.

Simona

ID: 2.350 23.01.2019 17:57

Sozialarbeit unterstützt ALLE Kinder in Ihren Belangen und bietet ALLEN Kindern Unterstützung ! Das sollte in meinen Augen nicht davon abhängen an welcher Schule das Kind ist. Manche Kinder bekommen gar ein Stipendium. Denn auch an privaten Schulen ist nicht jeder elterliche Haushalt gleich aufgestellt und vor allem ist auch an diesen Schulen Sozialarbeit nötig. Manche sparen sich das Geld für die Schule vom Munde ab um ihrem Kind eine bessere Zukunft zu bieten. Aus diesem Grund sollen alle Schulen sozial gleichermaßen gefördert werden und nicht nur ausgewählte. Gerade in Zeiten der Digitalisierung und Technisierung, wo Menschlichkeit scheinbar nicht mehr viel zu zählen scheint ist es wichtiger denn je Soziale Strukturen und das Miteinander zu stärken. Durch ein zusätzliches soziales Gerüst, welches jedem Kind gleichermassen zusteht

Hermann

ID: 2.315 23.01.2019 14:21

Schulsozialarbeit ist an jeder Schule wichtig. Folgekosten für den Sozialstaat sind sicherlich höher, als was durch Schulsozialarbeit aufgefangen werden kann. Dort wo es dies institutionalisiert wurde ist es nicht mehr weg zu denken. Es besteht ein öffentliches Interesse. Für ein friedliches Miteinander und einer Stärkung von Schulgemeinschaften und der einzelnen Kinder und Jugendlichen.