Zusammenfassung:
Einrichtung einer regelmäßig tagenden Netzwerkes "Kommunale Aktion Pflege" (KAP) in dem vorhandene Ressourcen besser aufeinander abgestimmt, gemeinsame und effizienten Kooperations- und Koordinationsstrukturen aufgebaut und die Player miteinander verzahnt werden. Die KAP soll vom Seniorenbüro mit Pflegestützpunkt koordiniert werden und als anfängliche finanzielle Ausstattung über ein Budget von €10.000 pro Jahr verfügen, über dessen konzertierte Verwendung sich die Teilnehmerinnen einigen müssen.
Begründung:
Mit dem Pflegenotstand (analog dem Versorgungsnotstand) wird seit den 1970er Jahren der Personalmangel, vor allem in Pflegeinstitutionen aber auch in der ambulanten Pflege und der Versorgung von hilfsbedürftigen Menschen bezeichnet. Alle bisherigen Reformversuche erweisen sich als unzureichend. Das zeigt sich unter anderem an verwaisten Pflegebetten in Freiburg, Hilfsanfragen die von ambualnten Pflegedienten abgewiesen werden und überfüllten Wartelisten bei den Nachbarschaftshilfen. Zuletzt versuchte das Bundesgesundheitsministerium mit einer „Konzertierte Aktion Pflege“ die spannende Lage zu entschärfen. Im Ergebnis wurden jedoch bis Oktober 2021 nur 267 Fachkraft bzw. 1.329 Hilfskraftstellen neu geschaffen. Sicher indes ist, dass mit dem Eintritt der Babyboomer Generation in die Hochaltrigkeit (Geburtsjahrgänge zwischen 1946 und 1964) sich der Notstand täglich weiter verschärft.
Richtungsweisend könnte die bislang tiefgreifendsten gesetzlichen Reform (PSG III) sein. Damit wurde die Verantwortung der Kommunen in der Pflege gestärkt. Unter anderem indem man der Kommune die Sicherstellung der Versorgung übertrug, ihr mehr Steuerungsmöglichkeiten der niedrigschwellige Angebote und Beratung vor Ort einräumte und den Aufbau von effizienten Kooperations- und Koordinationsstrukturen anregte.
Eine Kommunale Aktion Pflege (KAP) soll helfen, dass Freiburg diesen gesetzlich festgeschriebenen Aufgaben noch besser gerecht werden kann. Die KAP hat zum Ziel die vorhandenen Ressourcen besser aufeinander abzustimmen. Sie soll den gemeinsamen Aufbau von effizienten Kooperations- und Koordinationsstrukturen vorantreiben und sie miteinander verzahnen. Nur Zusammen können angemessene Antworten auf den Notstand formuliert werden. Anders gesagt: Nur wenn die gesamte wohnortnahe Beratungs-, Versorgungs- und Unterstützungslandschaft zusammenarbeitet, dann sind die best möglichen Bedingung gegeben unter denen die pflege- und versorgungsbedürftigen Menschen ein gelingendes Älterwerden (Verbleib im vertrauten Umfeld, selbstbestimmtes Leben) möglich ist. Die KAP soll vom Seniorenbüro mit Pflegestützpunkt koordiniert werden. Als anfängliche finanzielle Ausstattung ist ein Budget von € 10.000 pro Jahr denkbar, über dessen konzertierte Verwendung sich die Teilnehmerinnen an der KAP einigen müssen.
Als erste Maßnahme der KAP schlage ich die gleichmäßige Verteilung von Gutscheinen für städtische Leistungen (Schwimmbad, Theater, VAG...) an die derzeit etwa 2.500 Menschen vor, die sich in der Nachbarschaftshilfen engagieren. Das sehe ich als einen längst überfälligen Akt sozialer Anerkennung und Wertschätzung für ehrenamtlich Engagierte an, die sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen der unter der Corona-Pandemie gelitten hat.
Mein Vorschlag wäre...
...die derzeit desolate Pflege- und Versorgungssituation die Schultern der jüngeren Generation beschwert.
...dem Pflege- und Versorgungsnotstand nur zusammen begegenet werden kann.
...die soziale Daseinsvorsorge, Sicherheit und Versorgung von Pflegebedürftigen in der kommunalen Verantwortung liegt.
...die Kommune ohne eine KAP ihre Möglichkeiten zur Koordination der bestehenden Hilfsangebote noch nicht vollumfänglich ausgeschöpft hat und sich mitschuldig gemacht haben wird an den gut dokumentierten Misständen unter denen sowohl Helfer als auch Hilfsbedürftige leiden.
...die Kommune ein fachspezifisches Forum schaffen muß (wie sie es ja auch beim Beteiligungshaushalt tut) um ihrer Verantwortung gerecht zu werden.
… zu Lösung vom Notstand gezwungen ist jeden innvativen Impuls und insbesondere die Impulse von den direkt Betroffenen aufzunehmen, zu prüfen und - insofern sie das Leid lindern - zu verstärken.
...die Kommunale Aktion Pflege ihre wichtigste Daseinsberechtigung direkt aus der demografisch vorgezeichneten Zukunft der Pflege- und Versorgungslandschaft erhält.
Stephanie
Nicht zu vergessen ist: Es sind längst nicht nur alte Menschen, die Pflege brauchen, sondern auch viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsenen. Vom "Seniorenbüro" werden diese jüngeren Menschen oft nicht erreicht, vom Mangel an Pflegekräften und passenden Unterstützungsmöglichkeiten betroffen sind wir aber ebenfalls. (Familienunterstützende DIenste der Lebenshilfe, des ABC etc. leisten aber gute Arbeit, das darf nicht vernachlässigt werden)
Stadt Freiburg
Kommentar der ModerationHallo Nils,
wir haben Ihre Anregung an das Seniorenbüro mit Pflegestützpunkt weitergeleitet und von dort folgende Antwort erhalten:
Herzlichen Dank für Ihre fundierte und ausführliche Darstellung.
Das Amt für Soziales, insbesondere das Seniorenbüro mit Pflegestützpunkt setzt sich in verschiedenen Bereichen für die Gewinnung von Pflegekräfte ein.
Das Seniorenbüro mit Pflegestützpunkt organisiert beispielsweise mit anderen Akteuren Veranstaltungen (Arbeitsmarktkonferenz oder Infoveranstaltungen zur Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland), die die Gewinnung von Fachkräften aus dem In- und Ausland zum Gegenstand haben.
Es gibt verschiedene Arbeitskreise, die vom Seniorenbüro mit Pflegestützpunkt geleitet werden, bei denen die Themen Personalmangel in der Pflege, Pflegeausbildung und Pflegekräfte aus dem Ausland mit der Trägern in Freiburg diskutiert werden.
Zweimal jährlich findet unter dem Vorsitz von Herrn Ersten Bürgermeister von Kirchbach auch die Pflegekonferenz mit Vertreterinnen aus dem Gesundheits- und Pflegebereich statt. Auch hier sind Strategien zur Bekämpfung des Fachkraftmangels in der Pflege regelmäßiges Thema.
Trotz all dieser Maßnahmen sind die kommunalen Einflussmöglichkeiten aufgrund bestehender gesetzlicher Regelungen begrenzt.
Daher danken wir Ihnen sehr für Ihr Votum, die kommunale Verantwortung zu stärken, um die wohnortnahe Pflegeinfrastruktur zu verbessern.
Mehr: www.freiburg.de/senioren