Freiburg soll Hauptstadt der Erzählkunst werden

Erstellt von Nomadische Erzählkunst e. V. am 23.09.2022 um 10:25 Uhr
Kultur

Seit 2016 ist das freie mündliche Erzählen von der UNESCO als Weltkulturerbe gelistet. Doch wer im Schwarzwald nach Vereinen sucht, die dieses Weltkulturerbe aufrecht erhalten, wird keine finden. Generell hat Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern (z. B. Frankreich, Großbritannien oder Irland) eine erstaunlich schwach entwickelte Erzählkultur, trotz der zahlreichen Märchen und Sagen.
Ein besonders reichhaltiges kulturelles Erbe an Geschichten bietet der Schwarzwald. Dabei hat Freiburg mit seiner Lage im Dreiländereck und dem Motto "Vielfalt verbindet" alle Voraussetzungen, deutschlandweit zum "Inkubator" für eine moderne Kultur des Storytellings zu werden.
Das freie mündliche Geschichtenerzählen ist eine uralte Kunst und auf der ganzen Welt und in allen Kulturen bekannt. Geschichten sprechen alle Sinne an und berühren Menschen ganz unmittelbar. Das Erzählen baut Brücken in der Gesellschaft: Erzählkunst ermöglicht die Begegnung verschiedener Kulturen, verbindet Generationen, wirkt identitätsstiftend und unterstützt die Entwicklungs- und Sprachförderung bei Kindern und Jugendlichen.
Auch die wissenschaftliche Forschung untersucht in den geistes- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen das Potenzial der Erzählkunst, z. B. die Neurobiologie (Gerald Hüther), die Soziologie (Hartmut Rosa) oder die Sozialpsychologie (Harald Welzer).
Bereits vor Vereinsgründung haben engagierte Einzelpersonen Veranstaltungen und Projekte im Bereich der Erzählkunst organisiert und durchgeführt, z. B. die
Weltgeschichtentage, das Erzählcafé "zusammen erzählen" sowie verschiedene Auftritte und Netzwerktreffen.
Der gemeinnützige Verein "Nomadische Erzählkunst" hat diese Aktivitäten vernetzt und unter seinem Dach zusammengeführt. Der Verein will die uralte Kulturtechnik des freien mündlichen Erzählens wieder in der Gesellschaft verankern. In seinen Projekten, Workshops, Publikationen und Veranstaltungen setzt er sich mit Storytelling im sozialökologischen und interkulturellen Kontext auseinander.

INSTITUTIONELLE FÖRDERUNG
Die im Verein "Nomadische Erzählkunst" zusammengeführten Projekte und Veranstaltungsformate waren sehr erfolgreich. Nach Gründung des Vereins konnte das Angebot in Breite und Tiefe erheblich ausgebaut werden. Insbesondere das Wachstum der Weltgeschichtentage 2019 zeigte aber auch deutlich die Grenzen des ehrenamtlichen Engagements auf.
Konzeptions- und Projektförderung des Kulturamts sind nun ausgelaufen und während der Coronakrise haben mehrere Stiftungen ihre Förderzwecke umgestellt.
Eine institutionelle Förderung der Stadt ist zudem Voraussetzung für eine Co-Förderung aus Landesmitteln des MWK (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg).
Ohne institutionellen Zuschuss kann das Angebot des Vereins weder aufrecht erhalten noch weiter entwickelt werden.

WAS WÄRE WENN?
Mit der Gründung des Vereins "Nomadische Erzählkunst" im September 2019 wurden die Aktivitäten von Einzelpersonen gebündelt, die zum Teil schon seit mehreren Jahren erfolgreiche Formate anbieten. Zum anderen haben Satzung und Struktur des Vereins innerhalb weniger Monate die Entstehung weiterer Angebote ermöglicht wie z. B. Netzwerktreffen, Erzählworkshops sowie eine vom Verband der Erzählerinnen und Erzähler (VEE) zertifizierte Berufsausbildung in Erzählkunst.
Ein besonders erfolgreiches Format sind die Weltgeschichtentage, das Freiburger Festival für Erzählkunst, mit dem das Geschichtenerzählen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und die Innenstadt belebt wird. Innerhalb von vier Jahren haben sich Veranstaltungsangebot und Besucher zahlen im Rahmen des Festivals mehr als verdoppelt. Dabei steigen auch Qualität und Reichweite der Darbietungen: Bei den Weltgeschichtentagen 2019 konnten zahlreiche internationale Erzählkünstler*innen engagiert werden. Das Festival ist zum Großteil kostenlos, niedrigschwellig, findet im öffentlichen Raum statt (kleine Läden in der Altstadt), ist Mehrsprachig, Intergenerativ und Inklusiv.
Sogar während und nach der Coronakrise konnten wir Veranstaltungen in kleinerem Rahmen durchführen.
Ähnliche Wachstumsraten werden auch bei der Nachfrage des Bildungsangebots erwartet: Beispielsweise stößt die Freiburger Schulprojektwerkstatt mit dem Projekt EZW (Erzählen, Zuhören, Weitererzählen) an Grenzen, da es schlicht nicht genügend Erzähler*innen gibt, um die große Nachfrage an den Schulen zu decken.

Mein Vorschlag wäre...

"Erzählen in Zeiten des Wandels" ist das Motto des Vereins Nomadische Erzählkunst.
Dazu sammeln und erzählen wir Geschichten aus verschiedensten Kulturen, die auf nachhaltigen Denk- und Lebensweisen basieren. Dabei suchen wir je eigene, der lokalen Kultur angemessene Wege, die wechselseitigen Beziehungen zwischen Menschen, Orten und Narrativen zu gestalten. Durch angewandte Erzählkunst unterstützen wir Menschen, in ihren Umfeldern Verbundenheit und Kreativität wachzurufen. Wir sind davon überzeugt, dass diese Form des Engagements zur Lösung der großen Fragen des 21. Jahrhunderts dringend benötigt wird.

Durch unsere Arbeit prägen wir das Selbstverständnis von Erzähler*innen Brücken zu bauen und Menschen miteinander und mit ihrem natürlichen Umfeld zu verbinden. Mut zum Aufbruch, Umgang mit Ungewissheit und eine tiefe Verbundenheit mit der inneren und äußeren Natur helfen uns dabei, die Welt, in der wir leben, zu gestalten.

Geschichten sind das Medium, mit dem Erzähler*innen universelle und zeitlose Werte transportieren. Geschichten sind immateriell, niemand kann sie besitzen. Sie entfalten ihre Weisheit nur dann, wenn wir sie weitererzählen. Das ist der Moment, in dem wir erleben dürfen, wie durch Teilen Verbundenheit entsteht.

WAS WÄRE WENN?
Mit der Gründung des Vereins "Nomadische Erzählkunst" im September 2019 wurden die Aktivitäten von Einzelpersonen gebündelt, die zum Teil schon seit mehreren Jahren erfolgreiche Formate anbieten. Zum anderen haben Satzung und Struktur des Vereins innerhalb weniger Monate die Entstehung weiterer Angebote ermöglicht wie z. B. Netzwerktreffen, Erzählworkshops sowie eine vom Verband der Erzählerinnen und Erzähler (VEE) zertifizierte Berufsausbildung in Erzählkunst.
Ein besonders erfolgreiches Format sind die Weltgeschichtentage, das Freiburger Festival für Erzählkunst, mit dem das Geschichtenerzählen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und die Innenstadt belebt wird. Innerhalb von vier Jahren haben sich Veranstaltungsangebot und Besucher zahlen im Rahmen des Festivals mehr als verdoppelt. Dabei steigen auch Qualität und Reichweite der Darbietungen: Bei den Weltgeschichtentagen 2019 konnten zahlreiche internationale Erzählkünstler*innen engagiert werden. Das Festival ist zum Großteil kostenlos, niedrigschwellig, findet im öffentlichen Raum statt (kleine Läden in der Altstadt), ist Mehrsprachig, Intergenerativ und Inklusiv.
Sogar während und nach der Coronakrise konnten wir Veranstaltungen in kleinerem Rahmen durchführen.
Ähnliche Wachstumsraten werden auch bei der Nachfrage des Bildungsangebots erwartet: Beispielsweise stößt die Freiburger Schulprojektwerkstatt mit dem Projekt EZW (Erzählen, Zuhören, Weitererzählen) an Grenzen, da es schlicht nicht genügend Erzähler*innen gibt, um die große Nachfrage an den Schulen zu decken.

Kommentare (67)

Stadt Freiburg

Kommentar der Moderation
ID: 11.156 24.03.2023 13:29

Der Vorschlag wurde in Fraktionsanträgen von Grünen (OZ 344) und Kulturliste (OZ 345) aufgegriffen, die in der Zweiten Lesung zum Haushalt am 27. und 28. März vorberaten werden: https://www.freiburg.de/pb/1057958.html

Stadt Freiburg

Kommentar der Moderation
ID: 11.235 19.05.2023 16:37

Die Fraktionsanträge fanden keine Mehrheit im Gemeinderat.

Susanne

ID: 11.004 06.10.2022 19:35

erzählen bedeutet, miteinander und zu sich selbst in Kontakt zu kommen. Die Welt, das Fremde zu verstehen. Bedeutet Entschleunigung und Zeit für Möglichkeiten, neue Sichtweisen zu entwickeln, Lösungen in Krisen zu finden. Erzählen regt an, der eigenen Sprachlosigkeit mit Mut zu begegnen. Erzählen macht stark: die Zuhörer und die Erzähler.

koxi

ID: 10.976 06.10.2022 18:07

Mit Geschichten erreicht man die Menschen unabhängig von Alter, Kultur, Bildungsstand oder Religion. Als Erzählerin efahre ich immer wieder aufs Neue, welche Kräfte, wieviel Hoffnung und Mut das freie mündliche Erzählen aus dem Dunkel hervorzaubert. Alte Menschen werden wieder zu Kindern, Jugendliche zu Erwachsenen, wenn sie einer Geschichte lauschen.
Es ist das Unmittelbare des Erzählens, das eine Beziehung schafft, eine Nähe, die in unserer globalen Welt der Medien, in der alles schneller und schneller geht, immer seltener wird.

Verena

ID: 10.958 06.10.2022 17:01
Ich unterstütze den Vorschlag und finde, er sollte beim Dialog-Treffen diskutiert werden, weil...

Erzählkultur Menschen verbindet, Brücken baut, Sprache und Verständigung fördert! Und neben diesen wichtigen Dingen ist freies Erzählen auch noch schön und unterhaltsam, immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe und leistet wichtige Beiträge zu verschiedensten Aspekten von Bildung (Storys über Umgang mit und Lösung von Krisen, Bedeutung von Umweltschutz, Utopien und vieles mehr)

Frau Holle

ID: 10.909 06.10.2022 11:36

Ich bin eine Hüterin der Märchen, Mythen und Geschichten aus aller Welt und trage dazu bei, die in ihnen liegenden Botschaften weiterzutragen. Diese Kernbotschaften schaffen Verbundenheit mit allem was lebt, mit Menschen, Tieren, Pflanzen, Naturwesen, ja mit Natur ganz allgemein - die innere und die äußere. Sie helfen uns, uns verbunden und verwurzelt zu fühlen und stets den Weg der Verbundenheit zum Wohle aller zu gehen. Märchen verbinden und überwinden Trennung, ja sie heben Spaltendes auf. Bitte unterstützen Sie das Kulturgut freies mündliches Erzählen! MfG Sarah Schmidt

Annika

ID: 10.879 06.10.2022 10:08

Geschichten Erzählen schafft Verbundenheit zwischen den Menschen, öffnet neue Perspektiven und gibt Zuversicht in unsicheren Zeiten.

Stefanie

ID: 10.794 05.10.2022 22:25

Geschichten Menschen verbinden.

Katharina

ID: 10.737 05.10.2022 20:24
Ich unterstütze den Vorschlag und finde, er sollte beim Dialog-Treffen diskutiert werden, weil...

wir gute Geschichten brauchen, die unseren Kindern eine Zukunft ermöglichen.

Kathrin

ID: 10.736 05.10.2022 20:14
Ich unterstütze den Vorschlag und finde, er sollte beim Dialog-Treffen diskutiert werden, weil...

Freiburg ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit ist und die Erzählkunst nicht nur Ressourcenschonend daher kommt, sondern dazu noch uralt und gleichzeitig topmodern ist. Eine Kunst, die das Motto "Vielfalt verbindet" der Stadt Freiburg vielfach unterstreicht und bestärken kann. Wir brauchen diese Kunst, mehr denn je!

Meesh

ID: 10.702 05.10.2022 18:16
Ich unterstütze den Vorschlag und finde, er sollte beim Dialog-Treffen diskutiert werden, weil...

Geschichten sind die Basis der gesellschaftlichen Entwicklung und damit unbedingt zu erhalten!