Wohnungen für alle! Housing first!

Erstellt von Klara am 02.10.2022 um 12:21 Uhr
Soziales

Die existierenden Angebote und Einrichtungen der Freiburger Wohnungslosenhilfe bieten Menschen ohne Wohnung Unterstützung, machen sie jedoch nicht weniger wohnungslos. Die Vermittlung in Wohnraum findet kaum statt. Grund dafür ist der Mangel an angemessenem und bezahlbarem Wohnraum. Um den wenigen Wohnraum müssen wohnungslose Menschen konkurrieren. Das Hilfesystem reagiert mit Vergabekriterien. So müssen Personen, die auf das Hilfesystem angewiesen sind, vor dem Erhalt einer Wohnung ihre „Wohn-“ bzw. „Mietfähigkeit“ unter Beweis stellen. Diejenigen, die die geforderten Kriterien nicht erfüllen, erhalten auch nach Jahren nur schwer eine Wohnung. Für die Lösung dieser Problematik braucht es einen Paradigmenwechsel in der Wohnraumpolitik. Ein Bemühen der derzeitigen Wohnraumpolitik, Wohnungslosigkeit zu beseitigen, ist jedoch nicht zu erkennen. Anstatt strukturelle Ursachen von Wohnungslosigkeit zu bekämpfen, macht sie Betroffene für ihre Lage allein verantwortlich.
Fest steht: Gäbe es genügend Wohnraum für alle, müsste die Wohnungslosenhilfe nicht mehr auf fadenscheinige Konzepte wie das der „Mietfähigkeit“ zurückgreifen und könnte sich auf Hilfen zur Wohnraumsicherung konzentrieren.

#Die strukturellen Ursachen von Wohnungslosigkeit
Das Problem ist nicht, dass Menschen nicht zum Wohnen oder Mieten fähig sind – vielmehr sind die Probleme von Wohnungslosigkeit strukturell, im System verankert und vielschichtig. So gibt es landesweit und auch in Freiburg nicht ausreichend bezahlbaren Wohnraum und die Mieten steigen kontinuierlich. Mehr und mehr wird Wohnraum privatisiert und zur Ware gemacht. Rendite wird in den Mittelpunkt gestellt, die Bedürfnisse der Menschen bleiben außen vor. Bestandswohnungen werden abgerissen, anstatt sie zu sanieren und weiterhin günstig zu vermieten. Wohnungen und Häuser stehen leer. Personen können Zweitwohnsitze anmelden, obwohl andere nicht einmal eine Wohnung haben. Neubauten entstehen vor allem im Luxussegment, neuer bezahlbarer Wohnraum wird kaum geschaffen. Der Kampf um Mietendeckelung scheitert am Widerstand der Profiteur*innen. Mietpreisbindungen bei Sozialwohnungen sind zeitlich begrenzt.

#Housing First verwirklicht das Menschenrecht auf Wohnen
Ein Konzept, das den Paradigmenwechsel in der Wohnraumpolitik und der Wohnungslosenhilfe in den Blick nimmt, ist Housing First. Bei Housing First stehen der selbstbestimmte Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt. Die eigene Wohnung, die Sicherheit, Ruhe und Privatsphäre bietet, steht am Anfang der Hilfen. Menschen werden direkt in eigenen Wohnraum mit abgesichertem Mietvertrag vermittelt. Dafür müssen sie nicht zuerst ihre „Mietfähigkeit“ beweisen. In der eigenen Wohnung werden die NutzerInnen von Housing First nach ihren Bedürfnissen durch Sozialdienste und medizinische, psychiatrische und psychologische Fachkräfte unterstützt, solange sie möchten. Die Unterstützung ist nicht an Bedingungen geknüpft, die Selbstbestimmung und Wünsche der Nutzerinnen stehen im Vordergrund.
Housing First funktioniert
Zahlreiche Studien zeigen, dass Housing First Wohnungslosigkeit beenden kann. Nutzer*innen von Housing First können ihre Wohnungen langfristig halten und ihre Lebenssituation verbessern. Beispielsweise setzt Finnland Housing First flächendeckend und erfolgreich als Teil der nationalen Strategie gegen Wohnungslosigkeit um.

Unsere Forderungen sind:
• Wohnen nicht als Fähigkeit, sondern als Menschenrecht anzuerkennen!
• Bezahlbare, ökologisch und demokratisch verwaltete Wohnungen für alle!
• Die Beendigung der profitorientierten Mietpolitik!
• Sozialen Mietwohnungsbau statt Eigentumsförderung!
• Einen Stopp von Zwangsräumungen!
• Die Beseitigung von Wohnungsleerstand!
• Den Schutz von Bestandswohnungen!
• Mietendeckelung, Mietpreisbindung und Vergesellschaftung von Wohnraum!
• Städtischen Druck auf Land und Bund für eine soziale Wohnpolitik!
• Hilfe zum Wohnen und zur Wohnraumsicherung in Form einer flächendeckenden Umsetzung von Housing First in Freiburg!

Mein Vorschlag wäre...

es das Menschenrecht auf Wohnen für Alle verwirklicht.
"Jeder Mensch hat das Recht auf angemessenen Wohnraum. Das Menschenrecht auf Wohnen ist Teil des Rechts auf einen angemessenen Lebensstandard, wie es in Artikel 11 des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (UN-Sozialpakt) verbrieft ist." https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/themen/wirtschaftliche-soziale-und-kulturelle-rechte/recht-auf-wohnen

Kommentare (6)

Lara

ID: 10.429 04.10.2022 13:26

Ein Paradigmenwechsel, mit Blick auf die Wohnungslosenhilfe in in Freiburg, ist dringend notwendig.

Milena

ID: 10.397 04.10.2022 11:06
Ich unterstütze den Vorschlag und finde, er sollte beim Dialog-Treffen diskutiert werden, weil...

ein Konzept wie Housing first längstüberfällig ist!

Laurina

ID: 10.363 04.10.2022 09:04
Ich unterstütze den Vorschlag und finde, er sollte beim Dialog-Treffen diskutiert werden, weil...

Ich überzeugt davon bin dass Housing First funktioniert und ein nachhaltiges Konzept im Kampf gegen die Wohnungslosigkeit darstellt! Freiburg könnte als Vorreiterin vorangehen und das Konzept zu ihrer Wohnraumpolitik machen und damit den statistisch belegten Vorbildern erfolgreich nachziehen. Als Sozialarbeiterin in der Wohnungslosen Hilfe bin ich mir sicher, dass Housing First strukturell zur Verbesserung der Situation der Betroffenen beitragen wird.

R

ID: 10.097 03.10.2022 09:52
Ich unterstütze den Vorschlag und finde, er sollte beim Dialog-Treffen diskutiert werden, weil...

weil Wohnen Menschenrecht ist. Weil das aktuelle System nicht nachhaltig ist.

Bobbele_im_Vauban

ID: 10.037 02.10.2022 19:54
Ich unterstütze den Vorschlag und finde, er sollte beim Dialog-Treffen diskutiert werden, weil...

...das Menschenrecht auf Wohnen für JEDEN Menschen ohne Wenn und Aber gewährleistet sein muß. Davon sind wir hier in Freiburg und anderswo weit entfernt! Die Zustände sind erschreckend und entsetzlich! Und viele Menschen sind eben nicht in der Lage, sich selber zu helfen, sei es aus "wirtschaftlichen" oder gesundheitlichen Gründen oder sonstigen Umständen. Die Stadt darf nicht länger die Augen vor diesem tagtäglichen Leid direkt vor unserer Tür verschließen. Mit ehrenamtlichem Engagement (z.B. Essenstreff) oder kirchlichen Angeboten (wie der Pflasterstub') läßt sich nur das Allerschlimmste ein klein wenig lindern, aber das zugrundeliegende Problem nicht lösen. Ich war früher selber mal betroffen und hatte großes Glück, daß ich da wieder herausgekommen bin und werde das nie vergessen.

Simone

ID: 10.023 02.10.2022 18:31
Ich unterstütze den Vorschlag und finde, er sollte beim Dialog-Treffen diskutiert werden, weil...

es mich sehr betroffen macht, wieviele Menschen in Freiburg auf der Straße leben!