Im Lauf unserer Erfahrungen vieler Jahre und in verschiedenen Freiburger Untersuchungen über die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen (Jugendsurvey, Reichweitenstudie, Qualitäts-Entwicklungs-Prozesse der Offenen Kinder- und Jugendarbeit) wurde deutlich: unsere bisherigen Gewaltpräventions- und Bildungsangebote mit Kursen, Gruppen und Ferienangeboten müssen von einem Offenen Treff vervollständigt werden, um die verschiedenen Bedürfnisse von Mädchen, jungen Frauen, nichtbinären, trans* und inter* Kindern und Jugendlichen in Freiburg aufzugreifen und außerdem auch den heutigen fachlichen Anforderungen an eine geschlechtergerechte Jugendhilfe in einer Stadt der Größe Freiburgs gerecht zu werden.
(1) Schon lange gibt das Kinder- und Jugendhilfegesetz vor, dass Jugendeinrichtungen berücksichtigen müssen, dass Mädchen und Jungen verschiedene Lebensbedingungen haben (§ 9 Abs. 3 KJHG). Seit 2021 wurde das ausgeweitet auf die Lebenslagen von ‚transidenten, nichtbinären und intergeschlechtlichen jungen Menschen‘. Außerdem müssen alle Einrichtungen Barrieren abbauen und jungen Menschen mit Behinderungen ermöglichen, die Angebote gut zu nutzen.
(2) Deutlich wird auch, dass geschlechtsspezifische, mädchenspezifische Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit immer fragil sind und es Angebote für trans*, inter* und nichtbinäre Kinder und Jugendliche in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bisher kaum gibt. Und wenn wir alle mal ehrlich sind: tatsächlich können die bestehenden Angebote meistens nicht die Frei- und Schutzräume bieten, die für viele trans*, inter*, nichtbinäre Kinder und Jugendliche und für Mädchen und junge Frauen für ihre Entwicklung so wichtig wären, da es immer nur zeitweilige und extrem begrenzte Räume sind.
Aus der Reichweitenstudie der Jugendhäuser wissen wir, dass Teenies und Jugendliche in Freiburg durchaus in der ganzen Stadt unterwegs sind, um ein Angebot, das ihnen wichtig ist, zu erreichen. Oft bietet ein Treff außerhalb des eigenen Stadtteils sogar einen höheren Schutz für trans*, inter* und nichtbinäre Jugendliche.
(3) Natürlich ist nicht nur Geschlecht ein Grund für Benachteiligungen und Diskriminierung bzw. die Angst davor. Geschlechtliche Erfahrungen verbinden sich für junge Menschen mit Erfahrungen von Rassismus, Behindertenfeindlichkeit, Klassismus und Queerfeindlichkeit. Ein Raum, den es in einem Offenen Treff für junge Menschen mit vielfältigsten Lebenserfahrungen gibt, bietet ihnen die Chance auf Persönlichkeitsentwicklung, Empowerment und gemeinsames und gegenseitiges Lernen.
(4) Viele Kinder und Jugendliche finden nur schwer oder gar nicht den Weg in andere Angebote und können deshalb in unserem Treff einen adäquaten Raum finden: das sind Mädchen, junge Frauen, trans*, inter*, nichtbinäre Kinder und Jugendliche, die geflüchtet sind und/oder die mit einer Behinderung leben und/oder lesbisch, bi- oder pansexuell sind.
(5) Auch was die Angebote angeht: in unserem Treff können die Besucher*innen von Angeboten profitieren, die für sie sonst an anderen Orten/Einrichtungen oft schwer nutzbar sind: z.B. körperorientierte, bewegungs- oder medienpädagogische Angebote oder Angebote, die Beteiligung und Partizipation in unserer Gemeinschaft zum Inhalt haben.
(6) Ein Offener Treff für Mädchen, junge Frauen, trans*, inter*, nichtbinäre Kinder und Jugendliche ist für jedes Alter toll! Insbesondere für Jugendliche (14+) ist ein Freiraum, der viel Selbstgestaltung ermöglicht, besonders wichtig und deshalb ergänzt der Treff unsere bisherigen Kurs-, Gruppen- und Ferienangebote.
Für das Angebot eines Offenen Treffs beantragen wir 2 Stellen zuzüglich Sachkosten (Miete, Nebenkosten, pädagogisches Material, Honorare). Diese Ausstattung entspricht der Basisausstattung für einen Offenen Treff in der Jugendfreizeitstättenbedarfsplanung der Stadt Freiburg.
Mein Vorschlag wäre...
→ Aufwachsen und als junger Mensch heute zu leben bedeutet einerseits Vielfalt und viele Möglichkeiten, aber auch die Herausforderung, mit Unklarem und Uneindeutigem zurecht zu kommen und Wege zu finden, die nicht aus einfachen Antworten bestehen.
→ In unserem Offenen Treff für Mädchen, junge Frauen und nichtbinäre, trans* und inter* Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung ist gemeinsames Lernen und solidarisches Leben für alle Besucher*innen möglich.
→ Mit unserem Offenen Treff schaffen wir Raum und Möglichkeiten, dass Aushandlungsprozesse, Akzeptanz und Empowerment gelernt und gelebt werden können.
Stadt Freiburg
Kommentar der ModerationDer Vorschlag wurde in einem Fraktionsantrag von Eine Stadt für alle (OZ 126) aufgegriffen, der in der Zweiten Lesung zum Haushalt am 27. und 28. März vorberaten wird: https://www.freiburg.de/pb/1057958.html
Stadt Freiburg
Kommentar der ModerationDer Fraktionsantrag fand keine Mehrheit im Gemeinderat.
Eva
meine Tochter häufig an Angeboten von Tritta* teilgenommen hat und oft so sehr gestärkt zurück gekommen ist. Die Begleiter*innen bei Tritta* schaffen es, ihre Angebote richtig integrativ für so viele verschiedene Kinder/Jugendliche anzubieten, das ist beeindruckend und wunderbar!
Ein Offener Treff könnte noch viel mehr bewirken, weil die Besucherinnen* dann häufig da sein können und auch mehr untereinander aushandeln können und müssen. Ich bin mir sicher, dass Tritta* dafür einen fantastischen und guten Rahmen schaffen kann.
Jugendhäuser für Kinder und Jugendliche aller Geschlechter sind ja schließlich auch Standard in Freiburgs Landschaft - warum müssen Mädchen, junge Frauen und nichtbinäre, trans* und inter* Kinder und Jugendliche eigentlich immer noch auf ihren Raum für Empowerment und eigene Gestaltung warten??!
An die politisch Verantwortlichen: seid mutig und gebt Tritta* den Zuschuss für einen Offenen Treff!! Freiburg kann sich freuen und die Mädchen, jungen Frauen, nichtbinären, trans* und inter* Kinder und Jugendlichen können enorm profitieren!
Ella
Tritta* e. V. leistet hilfreiche Arbeit und Unterstützung für Menschen denen der Zugang zu Information und sicheren Räumen in unserer Gesellschaft noch immer systematisch verweigert wird.
Stefanie
Ich möchte in einer Welt leben, in der Kinder und Jugendliche unabhängig davon, welchem Geschlecht sie sich zuordnen, alle öffentlichen Angebote zugänglich sind. Meiner Meinung nach ist es weder sinnvoll noch richtig, junge Menschen auszuschließen, nur weil sie sich dem männlichen Geschlecht zuordnen, und sie dadurch indirekt für die Missstände in der Erwachsenenwelt stellvertretend verantwortlich zu machen. Ein selbständliches und gleichberechtigtes Miteinander wird aus meiner Sicht dadurch nicht möglich gemacht.
Eva
Ein gleichberechtigtes Miteinander entsteht nicht von alleine... leider. Dafür ist unsere Welt viel zu voll von Ungerechtigkeiten und Hierarchien.
Tritta* versteht es zum Glück sehr gut, Geschlecht als eines von verschiedenen Gründen von Benachteiligung zu erkennen, zu benennen und die Teilnehmenden bei den Angeboten zu stärken.... und auch noch einzubeziehen, dass es andere, weitere Gründe für Benachteiligung gibt.
Dass es gut wäre, Erwachsene würden sich auf den Weg machen, auch Jungen sensibler zu begleiten und aufwachsen zu lassen, ihnen aber auch mehr Grenzen in mancherlei Hinsicht zu geben, würde Tritta* sicher niemals bestreiten...
Kit
Unglaublich wichtige Arbeit, um einen Raum für Jugendliche zu schaffen!
Corinna
Tritta* hervorragende Arbeit leistet und einen Ort für junge Menschen bietet, an dem sie sich nicht diskriminiert fühlen. Das ist so wichtig und sollte noch mehr unterstützt werden!
Kaya
...inklusive Mädchen*Arbeit, v.a. in Form von offenen Treffs mit damit oft einhergehenden Niedrigschweilligkeit in Freiburg meiner Meinung nach noch zu kurz kommt und ich denke, dass Tritta durch die langjährige Erfahrung einen sehr guten Rahmen bieten kann, wenn Kapazitäten dafür da wären.
Manuela
Tritt leistet mit Ihrer Arbeit einen starken Anteil für die Stellung der Frauen und der Mädchen in der Gesellschaft!
ChrisEck
Tritta* ist ein sehr guter Verein! Ich finde es wichtig, dass wir eine Anlaufstelle für alle Frauen*, die Unterstützung benötigen, in Freiburg haben.
Ulrike
Tritta ist eine der besten Anlaufstellen für alle sich weiblich fühlende Kinder und Teens.